Valparaiso

Wer mit dem klangvollen Namen Valparaiso ein edles Seebabd verbindet, ist auf dem Holzweg. Die Stadt liegt zwar traumhaft an einer Meeresbucht und zieht sich aus einer schmalen Ebene an der Küste auf grüne Hügel hoch, ist aber eine große Hafenstadt mit allem Betrieb, der dazugehört und nur an ganz wenigen Stellen edel. So wie unser Hotel, das nach dem englischen Maler Thomas Somerscale benannt ist.

Stattdessen hat sich eine lebhafte Szene entwickelt, die stark an Berlin Kreuzberg erinnert.

In unserem Hotelviertel sind die Häuserwände überall mit Murales versehen,


die Straßen voller Leute und Hunde, Straßenmusiker spielen sich die Seele aus dem Leib

und bis zur Dunkelheit versuchen Straßenhändler, ihren Kram an Mann und Frau zu bringen.

Von vielen Stellen aus hat man eine grandiose Aussicht auf die Bucht und Stadt. Heute morgen ist aber nichts mit Aussicht, es ist neblig. Wenn der Fahrer, der uns hierher gebracht hat, recht hat, wird sich das im Lauf des Tages noch ändern.

Heute am Sonntag ist die einzige Gelegenheit, das Wohnhaus von Pablo Neruda zu sehen, morgen ist Montag und Museen sind da deutlich konsequenter als Frisöre. Wir haben uns auf den nur 2 km langen Weg gemacht, aber hier geht es ordentlich rauf und runter.

Unterwegs gab es wieder jede Menge zu beobachten, z.B. ein Paar, dass auf einem Mirador Tanzschritte ohne Musik probte.

Oder abenteuerliche Konstruktionen, mit der die Elektrizität hoffentlich jedes Haus erreicht. Diese Kabelgewirre gehören für uns zu Chile, in Europa haben wir nirgendwo Vergleichbares gesehen.

Langsam nervt uns allerdings der Dreck hier. Man muss seine Schritte schon sehr sorgfältig wählen, um nicht die Hundehinterlassenschaften später ins Hotelzimmer einzuschleppen. Am Nachmittag sind wir dann ziemlich kaputt zur Siesta ins Hotel zurück. Da traf es sich gut, dass wir mit dem Ascensor ein paar Höhenmeter sparen konnten.